Port Gentil Teil 9
Viktor meinte, man sollte sich zur Feier meines Besuches etwas Besonderes gönnen. Eine Überraschung. Alle fanden das gut. Wir warfen unser Geld zusammen und zogen los. Vor der Bar mieteten die Freunde ein Taxi. Sie baten den Kutscher, langsam durch die Nebenstraßen zu fahren. Victor saß vorn. Die Fenster standen offen. Es war angenehm, im frischen Fahrtwind auszuruhen. Das Radio plärrte orientalische Lieder. Draußen rief ein Muezzin. Die Luft roch nach Gewürzen.

Im Schatten der Mülltonnen am Straßenrand döste ein fetter weißer Kater. Victor brüllte plötzlich »Stopp!«, zog die Handbremse und hechtete mit einem Satz aus dem Wagen. Es gab Tumult. Frauen liefen schreiend davon. Die Autos hinter uns fingen an zu hupen. Bevor der Fahrer begriff was geschah, saß Victor wieder neben ihm, den weißen Kater im Würgegriff.

Der driver wechselte die Farbe und sprang fluchend ins Freie. Alle starrten auf Victor, der das tobende Tier, mit der linken Hand um Kopf und Vorderpfoten, und der rechten um die Hinterpfoten, kräftig auseinanderzog, damit es ihn nicht verletzte. Der Kater stand kurz davor durch zu drehen. Er fauchte zornig.

Peter und Ian überzeugten den Besitzer der Droschke, dass es besser für ihn war zu fahren. Sie brüllten ihn an. Victor schwitzte. Der Kater zeigte die Zähne. Der Kutscher fuhr zitternd los, wobei er nicht aufhörte, Victor zu beschwören, die Bestie bloß gut festzuhalten. Er wimmerte, bekreuzigte sich und brachte den Wagen mit quietschenden Reifen vor der Bar zum Stehen. Er wollte kein Geld. Nicht von solchen Leuten: »Merde!«Wir sollten ihn in Ruhe lassen, einfach verschwinden, zum Teufel:
»Allez au diable!«

Ich folgte den Freunden zum Yellow-House. Victor hatte Schwierigkeiten, den Zimmertiger zu bändigen. Man roch die Panik der Kreatur. Ian schloss die Fensterläden. Er setzte Black Power vor die Tür. Es ging um Leben und Tod. Peter kam mit einem Bottich voll Wasser aus der Kochecke:
»Schnell Bruder, hier!«

Der Kater wollte leben. Er wehrte sich fauchend und spreizte die Zehen, als er kopfüber in den Eimer gestülpt wurde. Ein schrecklicher Kampf. In Lomé hatte mir Roy von einer Südseeinsel erzählt, wo es tabu war, Blut zu vergießen. Dort führten sie die Tiere zum Sterben an den Strand.

Wir standen gebannt um die Pütz, bis der Kater schlapp machte und ausgeblutet werden konnte. Eine Delikatesse! Sie zogen ihm zu dritt das weiße Fell über die Ohren und schabten sorgfältig das Fett von den Muskeln. Die Pfoten blieben am Balg. Der Schädel kam in die Suppe. Sie waren wie verrückt danach. Der Kopf sei das Beste am Kater. Sie wollten dem Geist des Tieres die Reverenz erweisen: »Face to face!« Von Angesicht zu Angesicht.