Port Gentil Teil 7
Ich kaufte Obst und afrikanischen Tabak, und wanderte zurück nach Dajü. Als Flussfischer wollte ich nicht noch einmal arbeiten. Dann schon lieber den Hunger ertragen, und Momo und Elise. Die beiden mussten inzwischen gemerkt haben, dass der Schoner weiter draußen lag, als gewöhnlich. Das Dingi war nicht zu sehen. Ich brüllte gegen den Wind, anderthalb Stunden lang. Es wurde dunkel. Sie hörten mich nicht.

Am Strand fand ich schließlich einen Fischer, der vor seiner Hütte am Feuer saß. Ein freundlicher alter Gabunese. Ich zeigte zur Golden Harvest und machte Paddelbewegungen. Der Mann fragte, was er dafür bekäme. Er wollte weder mein Obst, noch afrikanischen Tabak. Also versprach ich ihm ein Buch. Er schien ein Interesse an Büchern zu haben, obwohl ihm Geld sicher lieber gewesen wäre. Ein Buch, das sei interessant, ja, das sei in Ordnung. Er würde mich morgen fahren. Heute nicht mehr: »Demain!« Ich durfte in seiner Hütte schlafen.

Zum Sonnenaufgang saß der Alte immer noch am Feuer. Er bot mir Tee an und sprach mit strahlenden Augen von dem Buch, das er nun bald bekommen sollte. Ein gutes Buch: »Un bon livre!« Ein Buch mit Raffinesse. Seine Begeisterung für Literatur wurde mir langsam unheimlich. Erst als wir im Einbaum saßen ging mir auf, dass er wohl etwas missverstanden hatte. Den geilen Blick kannte ich noch von den Schauerleuten in Apapa. Der wollte Pornos, die heimliche Währung der Dritten Welt. Wie sollte ich den Meuterern verständlich machen, dass ich ein Pornoheft brauchte, um dem Mann sein Entgegenkommen zu bezahlen? Der schöpfte auch gleich Verdacht und folgte mir spontan an Bord, runter in die Mannschaftsmesse.

Momo und Elise waren stinkig, konnten sich jedoch nicht gehen lassen. Ich musste mich rechtfertigen und erklären, was dem Mann zustand. Elise wollte das regeln. In der master’s cabin zog sie aus einer der Kisten ein Buch und drückte es dem Opa in die Hand. Der Leineneinband war angeschimmelt. Die Stirn des Fischers wurde faltig. Er blätterte kurz durch und fühlte sich sofort betrogen, weil er keine Bilder fand. Der Greis fing an zu gestikulieren und zu erzählen, was er alles getan hätte. Er sei die ganze Strecke gerudert, den weiten Weg vom Strand bis hierher. Ich legte einen Hemingway drauf. Da waren auch keine Fotos drin. Der alte Mann fluchte zornig. Er verließ wutentbrannt das Schiff und paddelte zeternd davon: Die Welt sei schlecht. Man könne niemandem trauen: »Merde! Putain!« Seine Flüche wurden vom Wind zu uns herüber getragen.