Port Gentil Teil 6
Paschas Onkel ging voraus durch den Schlamm, zu einem dieser fünf Meter langen Boote. Wir schraubten den Außenborder fest, zogen den Kahn ins tiefe Wasser und fuhren unter Motorkraft den Ogowe stromaufwärts.

Der Onkel hockte im Bug und gab Pascha mit Handzeichen Kommandos. Der Drummer saß achtern an der Maschine. Die Haltung war unbequem. Es gab keine Duchten, keine Bänke. Pascha steuerte verschiedene Buschdörfer an, um Waren zu tauschen. Das Ufer des Ogowe war stellenweise so flach, dass wir manchmal 100 Meter vom Strand entfernt lagen, weil der Einbaum bereits den Grund berührte. Der Onkel ging dann den Rest zu Fuß, während ich mit Pascha im Boot wartete und dem Urwaldsound lauschte. In der Nähe des Ufers roch es nach Lagerfeuer und Gewürzen. Die Farben des Regenwaldes leuchteten in der Abendsonne: Das gelbe Wasser, der grüne Wald und der rote Boden, der überall dort sichtbar wurde, wo Menschen am Ufer wohnten.

Kurz vor Sonnenuntergang herrschte eine magische Stimmung auf dem Fluss. Fische sprangen aus dem Wasser, um sich bunte Libellen zu fangen. Wir hätten gerne etwas geraucht, doch der Alte hatte uns das Rauchen verboten. Pascha fuhr zu den Fischgründen des Onkels, wo der Ogowe so breit wurde, dass man das Ufer kaum noch erkennen konnte. Die Ochsenfrösche klangen wie fernes Donnergrollen. Sie quakten bis tief in die Nacht, während der Alte die Leinen auslegte. Wir paddelten, bis alle Enden mit Bojen markiert waren. Der Onkel warf zufrieden den Anker.

Als nächstes hieß es regungslos warten. Ein Härtetest. Ich war froh, wenn wir alle paar Stunden an der Fangleine entlang paddeln durften. Paschas Onkel nahm dann die Fische von den Haken und befestigte neue Köder. Dazu mussten wir die Piroge auf einem Punkt in der Strömung halten. Eine angenehme Arbeit, die von der Kälte ablenkte und den ekligen Grundfischen, die sich nach und nach im Einbaum ansammelten.

Im Boot stand sehr viel Wasser, aber das sollte wohl so sein, um die gefangenen Tiere frisch zu halten. Den gefährlichen Stachelrochen brach der Onkel mit einer geschickten Handbewegung den Stachel ab, bevor sie vor unseren Füßen landeten. Sie zappelten um ihr Leben. Ich saß bis zur Hüfte in der Brühe und hatte direkten Körperkontakt mit den verletzten Flussbewohnern. Die Sache gefiel mir nicht, das Warten am Anker, mit dem Herzen auf Normal Null, umgeben von Todgeweihten, die nur deshalb nicht erlöst wurden, weil sie »just in time« verrecken sollten.

Der Onkel schlief im Sitzen ein, Pascha ebenfalls. Ich lauschte aufgeregt und nahm alles um mich herum wahr. Das Schlagen und Schnappen der pikierten Kaltblüter und das gleichmäßige Gurgeln der Strömung. Manchmal kam ein Schrei aus dem Urwald. Catfische stiegen auf, angelockt vom glänzenden Mondlicht. Der Geist der Göttin schwebte über dem Wasser.