Port Gentil Teil 5
Pascha kaufte etwas Gras und erzählte von seinem Onkel, einem Flussfischer. Bei dem könne man sich ein paar Zeffa verdienen. Er beschrieb mir den Ort, wo der Onkel wohnte. Ich beschloss, mich ein wenig umzusehen. Port Gentil war ein Reedehafen. Die großen Frachter luden draußen im Fluss ihre Logs. An der Pier lagen nur drei kleine Schlepper, die diese Baumstämme zu den Schiffen bugsierten. Jeder Stamm wurde mit eingeschossenen, bunten Plastikstreifen nummeriert und markiert. Weiter hinten dümpelten Versorger im schlammigen Wasser und die Fähre nach Lambarene. Ich wollte um Arbeit bitten, doch keiner fühlte sich zuständig.

An der Pier gab es einen Holzverschlag mit Alkoholausschank. Ich hoffte, dort ein paar Seeleute zu treffen. Der Wirt schien mich gleich zu verstehen. Ich sollte ihm folgen, er wüsste genau, was ich suche. Er packte meinen Arm und zog mich ins Hinterzimmer, wo ein junges, uriges Vollweib neben einer verschimmelten Matratze hockte. Das sei seine Tochter. Er zwinkerte vielsagend und ließ uns allein. Das Mädchen zeigte glücklich auf ihr Herz: »Rose!« Sie wollte sich etwas Geld verdienen und hob mit beiden Händen die gewaltigen Brüste an:
»Is good?«

Rose war begeistert von den Möpsen. Sie konnte nicht glauben, dass ich so was nicht wollte und selbst einen Job suchte. Sie gab keine Ruhe:
»Is good?«
»Is good?«

Mir fehlten die Worte. Es war zum Heulen. Die Rose von Port Gentil hatte überhaupt nichts von einer Rose. Sie war weich, rund, ganz ohne Stacheln. Die Regeln lagen ihr im Blut. Sie leckte sich stöhnend die Lippen und fing an, den Stuhl zu reiten, auf dem ich saß. Die Möpse sprangen mir ins Gesicht. Sie raubten mir den Atem. Ich schenkte ihr die Fotos von der Golden Harvest, damit sie mich wieder laufen ließ.

Paschas Onkel wohnte im Garten eines reichen Franzosen, in der kleinen hölzernen Gartenlaube neben einem imposanten, abgestorbenen Baum. Zwischen dem ausgebleichten Baumskelett und der Laube standen mehrere Holzstiegen um eine Feuerstelle. Der Onkel saß auf einer der Kisten. Er war damit beschäftigt, Angelhaken an kurzen Tauenden festzuknoten. Wir sollten Platz nehmen und helfen, die Tampen im Abstand von einem Meter an der Fangleine zu befestigen. Pascha fragte, ob er einen Job für mich hätte. Der Onkel bejahte und wollte mir gleich alles beibringen. Die Knoten kannte ich bereits. Die Arbeit machte Spaß. Er nannte für alles die französischen Namen und freute sich über meine Geschicklichkeit.

Am späten Nachmittag wurden die Leinen zusammengerollt und der Außenborder aus der Hütte geholt. Der Onkel trug die Taue. Pascha und ich den schweren Motor. Das Material musste zum Strand gebracht werden, zu der Markthalle aus Beton. Das war ein tropenwettertaugliches, weit überstehendes Betongiebeldach auf vier stabilen Betonstelzen über einer erhöhten Plattform, wie ein antikes Heiligtum. Rund um die Halle standen Verkaufsbuden. Die African Queen lag zwischen großen Pirogen vor der Pier auf Grund. Das Wasser roch nach toten Fischen.