Libreville Teil 4
Eines Abends kamen die französischen Jungs mit einer Kiste voll Obst an Bord: Bananen, Pampelmusen, Honigmelonen und Gras. Sie erzählten von ihrem Freund Claude. Der würde eine heilige Droge nehmen: »Iboga!« Marceau kannte einen Medizinmann im Regenwald, der bereit war, Europäer in das Geheimnis einzuweihen. Dieser Claude, der auch die Kiste voll Obst gespendet hatte, würde regelmäßig in den Urwald fahren. Da könnten wir uns etwas Geld verdienen. Sie wollten es arrangieren. Das sei eine magische Sache, der Regenwald und Iboga.

Eine neue Welt tat sich auf. In der Phantasie fuhr ich durch dichte Bananenhaine und über grobe Urwaldpisten, so wie es dann auch geschah. Ich war sofort einverstanden und wurde ein paar Tage später von den Jungs im Auto abgeholt, um Claude kennenzulernen. Operation Namibia steckte fest. Die Crew brauchte Vitamine. Ich fühlte Abenteuerlust, wie früher, wenn es ins Ferienlager ging.

Hans brachte mich zur Mole. Wenig später kam donnernd ein Wellblechgefährt in den Hafen. Es gehörte einem französischen Pärchen, das oben auf den Hügeln wohnte. Der Kleinbus hatte den Auspuff verloren. Ein Höllenlärm. Die Schiebetüren standen offen. Als Gaspedal führte ein Strick über Rollen zum Motor. Der Fahrer musste die ganze Zeit daran ziehen. Nur die Handbremse funktionierte. Wir gerieten in eine Kontrolle. Die Soldaten wollten Geld. Die Franzosen kannten das schon. Das Schwierigste war letztlich, den Wagen am Hang wieder flott zu kriegen, mit dem Seilzug. Es funktionierte nicht richtig.

Das Pärchen wohnte in einem Haus aus der Kolonialzeit, mit schmiedeeisernen Gittern anstelle von Glasscheiben vor den Fenstern. Die beiden schenkten uns gebrauchte Klamotten. Der Mann lief nervös im Wohnzimmer umher. Die Frau war eine Müslibraut, gut gebaut und sinnlich. Sie zeigte mir den Garten hinter dem Haus. Dort wuchsen Papajabäume. Ich sollte eine der Früchte probieren. Das sei ein Aphrodisiakum.

Claude sprang gerade aus dem Führerhaus des Opel Blitz, als wir auf die Straße kamen. Ein schlaksiger Typ, etwa einsneunzig, braungebrannt, mit schwarzen Wuschelhaaren, großen, dunklen Augen und einem langen, freundlichen Gesicht. Beim Lachen sah man seine Zahnlücken. Er trug helle, lange Stoffhosen und ein kurzärmeliges Hemd. Sein Transporter war rundum mit weisen Sprüchen beschriftet. Ein Buch auf Rädern. Oberhalb der Windschutzscheibe stand in großen Lettern: »S’ent faut la morte« Der Tod ist ein Scherz.