Principe Teil 2
Bis zum Sonnenuntergang blieben uns zwei Stunden Zeit, den Schoner hafenklar zu machen. Die Stagsegel wurden gemeinsam geborgen, danach das fisherman zwischen den Masten. Das Großsegel sollte zum Lüften oben bleiben, solange es windstill blieb. Als nächstes wollten wir das Dingi zu Wasser lassen, um einen kurzen Abstecher an Land zu machen. Momo schwärmte von den Schätzen seiner Heimat, von frischem Obst und Gemüse. Er zeigte auf einmal rüber zum Strand. Von der Westspitze der Kompassbucht kam ein Einbaum mit Außenbordmotor auf uns zugerast.

Das Boot umrundete lärmend die Golden Harvest in einem Abstand von 30 Metern, bis plötzlich stotternd die Maschine verreckte. Bläuliche Abgasnebel waberten durch die Luft. Wir hörten die Flüche des schwarzen Bootsführers und versammelten uns an Steuerbordseite. Der Kerl trug ein zerlumptes, olivgrünes Hemd am Leib, mit riesigen Löchern, die linke Schulter guckte raus. Die Shorts waren total zerfetzt. Er kniete vor seinem Zweitakter, belegte unter wüsten Verwünschungen immer wieder das Startrad, und riss zornig an der Knebelschnur, bis sie in Stücke fiel. Der Rest flog über Bord. Der Mann war mit den Nerven fertig. Er heulte auf, trat um sich und versuchte, den Motor zu würgen.

Elise legte einen Rettungsring bereit, falls der Neger ins Wasser fallen sollte. Das war ein verbitterter Unsympath, mit grobem Nussknackergesicht. Er führte sich auf wie ein Menschenfresser und gab unentwegt Bösartigkeiten von sich, in einer unverständlichen Sprache. Wir blieben trotzdem freundlich und riefen aufmunternd: »High! Hello! How are you?« Er drohte zur Antwort mit der Faust. Momo flüsterte, der Mann sei krank:
»He is suffering from meningitis!«

Es sah ganz danach aus. Uns blieb nichts weiter übrig, als zuzuschauen, bei diesem grotesken Kampf des entnervten Eingeborenen mit der modernen Technik. Dem war es nicht recht, nach der rasanten Anfahrt wieder zum Riemen greifen zu müssen. Er paddelte heulend vor Wut, zeigte zwischendurch zornig auf die Golden Harvest und brüllte:
»Bandéira! Bandéira!«

Wir wussten nicht, was er wollte. Außerdem missfiel uns der Ton und die Art, wie der in seinem Einbaum saß, breitbeinig, mit aus den zerschlissenen Shorts heraushängendem Geschlecht. Das ging nicht nur Elise gegen den Strich, zumal der sich dauernd am Skrotum kratzte. Man mochte nicht hinschauen. Für Roys Empfinden war das »a very hard looking man!« Kris streckte ihm trotzdem die Hände über das Schanzkleid entgegen, als er endlich längsseits lag, doch er weigerte sich, sie zu schütteln. Wir konnten ihm nicht helfen, er wollte nicht an Bord kommen, brüllte nur weiter: »Bandéira!« Zum Schluss stieß er sich fluchend ab und paddelte zurück zum Strand. Wir schauten ratlos hinterher, bis er als dunkler Punkt am Ufer verschwand.