Lome Teil 4
Wir versammelten uns an Deck, holten das Sonnensegel ein und sprachen kurz die Manöver durch. Roy fuhr langsam auf den Anker zu. Elise saß im Bug und gab Zeichen, bis die Kette senkrecht lag. Momo half mir an der Winde. Hans stand mittschiffs. Alles wurde kommentiert. Die Kette war voller Schlick. Es fehlte ein Druckwasserschlauch zum Reinigen. Der Schlamm pladderte ins Kabelgatt. Egal.

Als jüngstes Crewmitglied hatte ich die Ehre, die Golden Harvest rüber zu fahren. Beim Anlegen sollte ich auf den Bugspriet achten. Roy erklärte mir kurz das Getriebe. Das ließ sich über selbst verlegte Seilzüge vom Ruderhaus mit einem Handrad umsteuern. Einen Maschinentelegrafen gab es nicht, keinen Indikator. Man konnte nicht erkennen, ob der Vorwärtsgang, der Rückwärtsgang oder Leerlauf eingestellt war. Roy meinte: »No problem!« Man könne das erfühlen.

Der Gashebel bestand aus einem Drahtseil, mit dem die Dieselzufuhr geregelt wurde. Das Ende hing neben dem Ruderrad an einem krummen Nagel. Ich testete erst mal den Wendekreis. Halbe Kraft voraus. Die Golden Harvest lag wundervoll in der Hand. Das Schiff reagierte auf die kleinste Bewegung des Ruderrades. Roy war stolz auf seine Lady.

Ich steuerte im weiten Bogen die Massengutpier an und drückte den Schoner mit dem Heck zuerst in die Fender des spanischen Fischerbootes. Wir warfen Achter- und Vorderspring, legten die Querleinen und machten fest. Roy stoppte Kati. Mein erstes Anlegemanöver hatte perfekt geklappt. Die Leute auf dem Trawler kannten mich noch. Cosinero winkte begeistert. Ich sollte ihm in die Kombüse folgen und helfen, einen großen Topf aus den Schlingerleisten zu heben. Das sei für die Freunde. »Para amigos!«

Die Suppe war noch warm. Dazu gab es ein paar Flaschen Rotwein. Die wurden gleich in den Kühltrog an Deck verbannt. Neben dem Ruderhaus am Backbord-Schanzkleid lehnte eine große unglasierte Amphore, gefüllt mit Süßwasser, das durch den porösen Ton sickerte und an der Außenseite Verdunstungskälte erzeugte. Ein afrikanischer Kühlschrank aus the Gambia. An der Pier stand ein togolesischer Mitarbeiter der Hafenmeisterei neben dem Hydranten. Mehrere Feuerwehrschläuche lagen bereit. Die mussten nur noch ausgerollt und miteinander verkoppelt werden. Sie wirkten sehr beschädigt. Überall spritzte Wasser heraus, lauter kleine Fontänen. Beim Essen konnten wir zuschauen, wie es vor sich hin plätscherte.