Der Togolese ging achtern längsseits unter den Autoreifen, die als Fender über die Reling hingen. Zuerst kletterte Kris an Bord. Wir reichten ihm das Gepäck und folgten. Der Fischer verzog sich mit grimmiger Miene.

Nun standen wir im Schatten des Ruderhauses, genau an der Stelle, die ich in Lagos geschrubbt hatte, um Hans zu beeindrucken. Man konnte das immer noch erkennen. Es schien mir wie ein Zeichen, ausgerechnet hier an Bord zu kommen, zurück nach Hause, back home.

Ich schaute nach vorn. Es gab keine Ordnung. Die Stagsegel flatterten lose im Wind. Einzig der Großbaum lag sicher in der Mulde auf dem Dach des Ruderhauses. Das Großsegel hatte allem Anschein nach seine letzte Reise getan. Es hing in den Dirken wie ein erschöpftes Gespenst. An Deck lagen allerhand Spieren herum, Maststengen, Rahen, Bambushölzer, dazwischen große Gasflaschen. Ein wunderschönes Chaos. Da war auch wieder dieser besondere Segelschiffgeruch. Die Lichtreflexe auf dem Wasser rundum wirkten hypnotisierend. Die Bilder brannten sich mir ins Herz. Kris rief nach den anderen:
»Hello there!«
»Anybody home?«

Anscheinend war niemand an Bord. Nur das Huhn tauchte plötzlich an Deck auf; dieses kleine, hellbraun getüpfelte Gickel, mit dem intelligenten Gesicht, das mich in Lagos so erschreckt hatte. Es kam stolz auf uns zu gelaufen und wurde von Kris freudig begrüßt:
»No Nonsense, my dear!«
Er streichelte das Federvieh, fragte besorgt, wie es ihm ginge und was mit den anderen sei. Danach rief er noch mal:
»Anybody home?«
»Elise, Momo?«
»Roy, Hans?«
»Morishda?«

Keine Antwort. Barry blickte nachdenklich rüber zum Strand. Er fürchtete, dass alle im Gefängnis saßen. Kris liebkoste weiter das Huhn. Niemand wollte den Platz verlassen, auf dem wir standen. Grey One, die Katze, erschien verschlafen an Deck, verbrannte sich die Pfoten auf dem heißen Holz und sprang jaulend zurück in den Schatten.

Von unten hörten wir Stimmen. Im Halbdunkel des Niedergangs sah ich Elise. Sie guckte erst ungläubig und strich die Haare aus dem Gesicht. Dann kam sie mit einem Freudenschrei auf uns zu gerannt. Barfuß über die heißen Planken. Sie konnte kaum fassen, dass wir lebendig vor ihr standen. Damit hatte sie nicht mehr gerechnet. Wir drückten und umarmten uns. Beim Erzählen wanderte ihr Blick immer wieder ängstlich zu dem Kanonenboot am Ufer. Dann erschien Reverend Morishita an Deck, mit großen Augen. Er verneigte sich vor jedem Einzelnen:
»Raphael-san!«
»Kris-san!«
»Barry-san!«
»Hohh!«

Mori standen vor Rührung Tränen in den Augen. Er schaute glücklich zum Himmel auf, die Hände vor der Brust gefaltet. Seine Gebete hatten etwas bewirkt. Er schüttelte staunend den Kopf:
»Operation Namibia very strong people!«
»Military no chance!«